Pädagogisch begleitetes K1-Boxen für Gewaltgefährdete/Gewaltstraftäter:
Kampfsport für Gewalttäter? Klingt komisch, funktioniert aber!
Durch das harte Training reagieren/bauen die Kids aufgestauten Frust aktiv ab und erweitern in einer Gemeinschaft ihre persönlichen Grenzen. Sie erarbeiten sich Erfolgserlebnisse – fast ohne nennenswerte Hilfe von außen. Es wird sich über persönliche Limits hinweg gesetzt, was direkt mit Endorphinausschüttungen belohnt wird. Die Kausalitätenkette: "Ich tue etwas, werde darin besser und fühle mich danach gut!", setzt sich schnell im Bewusstsein fest und ist eine grundsätzliche Erkenntnis, die sich auf alle Lebensbereiche übertragen lässt.
Wir arbeiten bei diesem Training bewusst mit viel Beachtung und Förderung des Einzelnen, sowie Lob und Anerkennung – etwas, was viele dieser Kids bisher kaum kennen. Das unterstützt den Aufbau von Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und mindert gleichsam den weiteren Frustaufbau durch z. B. Umfeld, subjektiv empfundene soziale Ungerechtigkeit, Perspektivlosigkeit, etc.
Das Training ist fordernd und geht an die Grenzen des körperlich erträglichen. Der Prozess in Team- oder Partnerarbeit gemeinschaftlich zu "leiden", schweißt zusammen und erzeugt gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Verantwortungsgefühl für das Gegenüber und daraus abgeleitet für andere Mitmenschen außerhalb des Trainingsraums. Aber es wird auch gelernt, mit frustrierenden Situationen umzugehen. Man steckt unweigerlich schmerzende Treffer ein und wird auch mal mit überlegenen Gegnern konfrontiert. Unangenehme Erfahrungen, durch die man sich durchbeißen muss, die aber die Frustrationstoleranz verbessern. Sollte es Erinnerungen an früher selbst erfahrene Gewalt aufwirbeln, so bildet sich schnell ein Verständnis dafür, dass das Erleben des Schmerzes zeitlich begrenzt ist, ertragen werden kann und im Kampf viel schneller nachlässt als in einer passiven Situation. Zudem entsteht der Ehrgeiz, noch härter zu trainieren, um beim nächsten Mal besser zu sein, als der Gegner.
Falls Erinnerungen Gesprächsbedarf mit sich bringen, steht der Trainer mit offenem Ohr zur Seite. Hierzu wird auch unsere für Kinder- und Jugendtherapie geschulte Sozialpädagogin zurate gezogen.
Gerade für gewaltbereite Jugendliche erscheinen harte Martial Arts-Sportarten wie Muay Thai, K1 oder MMA attraktiv. Nicht selten schauen sich die Kids Kämpfe auf Pay-TV-Kanälen an oder kennen sie von Games auf ihren Spielkonsolen. Selbst wenn die Eingangsmotivation fürs erste Training noch war, "anderen noch besser auf die Fresse hauen zu können", so findet schon nach einigen Trainingssessions eine Wandlung statt.
Viele Kathegorie C-Hooligans und andere gesellschaftliche Außenseiter haben schon bei uns trainiert. Bei allen, die über einen längeren Zeitraum bei uns waren, hat sich das Training sehr positiv auf Persönlichkeitsbildung, psychische Stabilität und Lebensführung ausgewirkt.
Die Kids gewöhnen sich durch das Training daran, die Autorität des Trainers anzuerkennen, Regeln zu akzeptieren und fair danach zu kämpfen. Das macht es leichter, auch positiv mit anderen Ausbildern, Vorgesetzten oder Regeln umzugehen, z. B. in der Arbeitswelt.
Sportliche Leistungen bringen es darüber hinaus mit sich, dass die Kids ausgeglichener und zufriedener werden und aus dieser Haltung heraus nicht den Wunsch verspüren, anderen mit Gewalttätigkeit zu begegnen. Ein wichtiger Schritt, um auf Gewalt zu verzichten.
Die Verletzungsgefahr ist im Übrigen geringer als z. B. beim Fußball. Fairness ist unser Ehrencodex, wer billigend in Kauf nimmt, andere beim Training zu verletzen oder dies vorsätzlich tut, wird konsequent ausgesondert.